blutegeltherapie

Blutegeltherapie

Sanfter Aderlass durch blutsaugende Egel

Die Blutegeltherapie ist schon über 3000 Jahre alt. Sie wurde vor allem im Mittelalter häufig angewendet. 
Durch seinen übermäßigen Einsatz geriet das Verfahren ebenso wie der Aderlass in Verruf und auch das Vorkommen der Blutegel wurde stark dezimiert. Mittlerweile wird die Therapie in der Naturheilkunde wieder häufiger angewendet. Die Blutegeltherapie gehört zu den Ausleitungsverfahren und gilt als milde Form des Aderlasses.
Die Blutegel
Der Medizinische Blutegel gehört ebenso wie der Regenwurm zur Gruppe der Ringelwürmer und ist im Süßwasser beheimatet. Ausgewachsene, langgestreckte Exemplare können bis zu 15 cm lang werden.
Typisch für Egel ist ihre Fortbewegungsart: Außerhalb des Wassers bewegen sie sich mit Hilfe ihrer beiden Saugnäpfe an den Körperenden fort. Ihr Schlund hat drei mit scharfen Zähnen besetzte Kiefer, weshalb ihr Biss wie ein dreistrahliger Stern aussieht.
Blutegel, die in der Therapie eingesetzt werden, werden extra in Farmen gezüchtet. Um die Übertragung von Infektionskrankheiten, wie Hepatitis und AIDS zu vermeiden, werden die Blutegel immer nur einmal eingesetzt.
Vorbereitung für die Blutegeltherapie
Weil Blutegel sensibel auf Hautgerüche, Duftstoffe und Ausdünstungen von Nikotin, Alkohol und Medikamenten (zum Beispiel Antibiotika) reagieren, sollte der Patient vor der Behandlung einige Regeln beachten.
So sollte er beispielsweise seine Haut an der entsprechenden Stelle nur mit Wasser waschen. Außerdem sollte der zu behandelnde Bereich vorher mit einem feucht-warmen Tuch abgerieben werden, um die Durchblutung zu fördern.
Durchführung der Blutegeltherapie
Je nach Ort und Indikation werden zwei bis zwölf Blutegel angesetzt. Dafür werden diese in Laborröhrchen gegeben und anschließend mit dem Kopf direkt auf die gewünschten Stellen gesetzt. Wenn eine ganz bestimmte Bissstelle angestrebt wird, kann man diese mit einer Blutlanzette (medizinische Klinge zur Blutentnahme) anstechen, damit der Blutegel genau diesen Punkt wählt.
Es kann mehrere Minuten dauern, bis ein Blutegel anbeißt und anfängt zu saugen. Um das austretende Blut aufzufangen, wird das entsprechende Gebiet mit Zellstoff abgedeckt. Die Egel brauchen für ihre Arbeit Ruhe und Halbdunkel. Nachdem sie sich vollgesogen haben, fallen sie ab. Das kann zehn Minuten, aber auch zwei Stunden dauern. Dabei saugt ein Egel etwa zehn Milliliter Blut.
Nachdem die Blutegel abgefallen sind, blutet die Stelle noch 4 bis 20 Stunden nach. Das ist ein gewünschter Effekt. Deshalb wird nach der Behandlung ein saugfähiger Verband angelegt. Dieser muss spätestens nach zwölf Stunden wieder gewechselt werden. Oft ist nur eine Blutegelbehandlung nötig, um die Beschwerden zu lindern.
Die Wirkung der Therapie hält über einen längeren Zeitraum an. Dennoch kann es möglich sein, dass eine zweite Behandlung nötig ist. Prinzipiell darf eine erneute Sitzung erst drei bis fünf Tage nach der vorherigen durchgeführt werden.
Die Wirkung der Blutegeltherapie
Während die Egel das Blut saugen, setzen sie auch bestimmte Wirkstoffe frei. Der wichtigste wird Hirudin oder Eglin genannt und in seinen Halsdrüsen produziert. Dieser hat eine gerinnungshemmende Wirkung, das heißt, er sorgt dafür, dass sich die Bisswunde erst einmal nicht verschließt. Das ist auch der Grund für das lange Nachbluten der Wunde. Außerdem regt er den Lymphstrom an und kann durch die lokale Gefäßerweiterung krampflösend und entzündungshemmend wirken.
Andere Wirkstoffe des Blutegels fördern die Durchblutung. Das gilt ebenso für den einhergehenden Blutverlust. Da sich dieser wegen der langen Nachblutungen über mehrere Stunden hinzieht, kann eine Blutegeltherapie mit einem sehr langsamen, sanften Aderlass verglichen werden. Er wirkt gleichsam entstauend, hemmt Entzündungen und verdünnt das Blut.
Einsatz der Blutegeltherapie
Die Blutegeltherapie wird von Naturheilkundlern für eine Vielzahl an Beschwerden eingesetzt.
Dazu gehören:
  • Störungen der Kreislaufregulation (zum Beispiel Bluthochdruck)
  • lokale Infektionen (zum Beispiel Furunkel)
  • Erkrankungen der Augen (zum Beispiel Alterskatarakt)
  • Erkrankungen der Gelenke (zum Beispiel Arthrose oder Rheuma)
  • Erkrankungen der Venen (zum Beispiel Krampfadern)
  • Entzündungen (zum Beispiel chronische Sinusitis)
Daneben kommen die kleinen Blutsauger jedoch auch in der plastischen Chirurgie zum Einsatz: Bei Replantationen werden abgetrennte Gliedmaßen oder verlagerte Organe wieder an ihren ursprünglichen Ort gesetzt. Dabei kann es zu hartnäckigen Blutergüssen kommen, die durch die Blutegeltherapie beseitigt werden können.
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